Umlegen der Protokorme
notwendige Geräte und Utensilien
- sterile Werkbank
- Spiritusbrenner
- 2 Pinzetten
notwendiges Verbrauchsmaterial
- Kulturgefäße mit Nährboden
- 70% Ethanol
- Wattepads
Wir verwenden für das Umlegen Gläsern mit einem Volumen von etwa 350ml. Verschlossen werden sie mit Frischhaltefolie. Mehr Infos dazu gibt's in unserem Artikel in vitro Gläser mit Frischhaltefolie verschließen".
Wann soll man die Protokorme umlegen?
Grundsätzlich sollte man die Protokorme so lange auf dem Aussaatmedium lassen, solange sie sich nicht gegenseitig im Wachstum behindern bzw. Wurzeln bilden. Je kräftiger die Protokorme zum Zeitpunkt des Umlegens sind, desto leichter überstehen sie das Ganze. Wir säen pro Mutterglas relativ wenig Samen aus und können daher mit dem Umlegen warten bis die Protokorme etwas stärker sind.
Vorbereiten des Arbeitsplatzes
Bei der hier beschrieben Methode wird eine sterile Werkbank benutzt. Weitere Informationen zur Funktion und zum Bau einer sterilen Werkbank gibt es hier. Auf dem folgenden Foto ist unsere Werkbank und alle nötigen Utensilien zu sehen. Die Anordung wurde für einen Rechtshänder optimiert. In der Werkbank sollten sich so wenige Gegenstände wie möglich befinden, um die möglichen Kontaminationsquellen gering zu halten.
Da der Arbeitsbereich in der sterilen Werkbank mit Pilzsporen und Bakterien in Kontakt kommt sobald die Werkbank ausgeschalten ist, muss man nach dem Einschalten der Werkbank den Arbeitsbereich mit einem mit 70% Ethanol getränktem Küchentuch reinigen. Den Filter selbst (gitterartige Fläche im Foto) sollte man dabei aber nicht abwischen! Alle Werkzeuge (Pinzetten, Skalpelle usw.) werden zum Sterilisieren in die Flasche mit dem 70% Ethanol gestellt. Jetzt kann man mit dem Desinfizieren der Samenkapsel beginnen.
Vorgehensweise
Alle Schritte müssen im Arbeitsbereich der sterilen Werkbank durchgeführt werden. Offene Gefäße mit Nährböden und deren Verschlüsse dürfen den Arbeitsbereich nicht verlassen.
Zuerst nimmt man die Eprouvette mit den Protokormen die umgelegt (überimpft) werden sollen, bringt sie in den sterilen Arbeitsbereich und entfernt die Alufolienkappe, die im Arbeitsbereich abgelegt wird.
Jetzt nimmt man eine Pinzette, flammt diese ab und zieht damit den Wattepfropfen aus der Eprouvette. Den Wattepfropfen legt man in der Alufolienkappe ab, die Pinzette bleibt am Wattepfropfen.
Im nächsten Schritt nimmt man eines der Kulturgläser, öffnet es im Arbeitsbereich und überträgt mit einer abgeflammten Pinzette einige Protokorme. Das Glas wird verschlossen und außerhalb des sterilen Arbeitsbereichs abgestellt. Hat man alle Kulturgläser verarbeitet, beschriftet man diese und stellt sie zu den anderen in vitro Kulturen.
Auf den folgenden beiden Fotos sind zwei Gläser zu sehen, in die gerade Jungpflanzen gebracht wurden. Mehr Pflanzen sollte man nicht in die Gläser geben, damit sie sich nicht gegenseitig im Wachstum hindern.
Aufstellen der Kulturgläser
Die Kulturgefässe sollten möglichst hell und warm (ca. 20 - 25 Grad) stehen. Es ist darauf zu achten, dass die Gläser keiner direkte Sonne ausgesetzt werden, weil dadurch die Temperatur im Inneren zu sehr ansteigt und möglicherweise die Pflanzen vernichtet. Weiters sollte der Ort keinen starke Temperaturschwankungen (z.B. beim Lüften am Fensterbrett im Winter) ausgesetzt sein, weil es dadurch zu Druckänderungen in den Gläsern kommen kann und unter Umständen Luft in das Glas gesaugt wird. Wir stellen unsere Kulturgläser zwischen den Orchideen am Fensterbrett und unter Kunstlicht auf. Als Beleuchtung verwenden wir T5 Leuchtstofflampen mit der Lichtfarbe 865 und zusätzlichem Reflektor. Die T5-Lampen benötigen im Vergleich zu den oft verwendeten T8-Lampen weniger Energie und geben auch weniger Wärme ab.
Autor: Thomas Ederer