Jungpflanzen eintopfen (akklimatisieren)

notwendige Geräte und Utensilien

notwendiges Verbrauchsmaterial

Wann soll man die Sämlinge auspikieren?

Grundsätzlich sollte man die Sämlinge so lange auf dem Nährboden lassen, solange sie sich nicht gegenseitig im Wachstum behindern und weiterwachsen. Je kräftiger die Sämlinge zum Zeitpunkt des Umlegen sind, desto leichter überstehen sie das Ganze. Die beste Jahreszeit zum Auspikieren ist das Frühjahr, weil die Pflanzen in den kommenden Monaten mehr Licht bekommen als das der Fall wäre, wenn man die Pflanzen im Herbst oder Winter akklimatisiert.

Sämlinge bereit zum Akklimatisieren
Sämlinge bereit zum Akklimatisieren

Was man wissen sollte

Bei der in vitro Kultur werden den Pflanzen in ihren Gefäßen möglichst ideal Bedingungen geboten, um ein schnelles Wachstum zu erzielen. Nimmt man die Jungpflanzen aus dem sterilen Gefäß, werden sie von einem Moment auf den anderen mit Stressfaktoren (schwankende Feuchtigkeit, Pilze, Viren, Bakterien ...) konfrontiert, die sie bis jetzt noch nicht kannten. Die Pflanzen brauchen eine gewisse Zeit, bis sie sich auf diese neuen Bedingungen eingestellt haben und selbst mit den Stressfaktoren fertig werden. Vor dem Akklimatisieren der Jungpflanzen sollte man sich umbedingt erkundigen, wie die Pflanzen am Naturstandort wachsen bzw. welche Kulturansprüche sie haben. Pflanzen, die Gebiete mit konstanten Niederschlägen bewohnen und keine Speicherorgane (Bulben, dickfleischige Blätter, ...) besitzen (z.B. Masdevallien), benötigen eine höhere Boden- und Luftfeuchtigkeit als Orchideen, die am Naturstandort regelmäßig Trockenperioden überdauern müssen (z.B. Cattleyen).

Die meisten Jungpflanzen sterben, weil sie zu nass kultiviert wurden !!!

Auch bei der Kultur von Jungpflanzen gilt es Staunässe zu vermeiden und im Zweifelsfall lieber einmal auf das Gießen zu verzichten und stattdessen zu Sprühen.

Wie geht man dabei vor?

Bevor man beginnt die Pflanzen aus dem Glas / Becher zu holen, sollte man sich das Jungpflanzensubstrat herrichten. Wir verwenden hierfür Orchideensubtrat, bei dem wir die groben Bestandteile mit einer Gartenschere kleiner schneiden. Alternative kann man sich das Substrat natürlich auch selbst mischen. Das folgende Foto zeigt das von uns verwendete Substrat.

Bestandteile des Jungpflanzensubstrat
Bestandteile des Jungpflanzensubstrats

Hat man das Substrat hergerichtet, kann man ein Stück Küchentuch befeuchten. Ist Chinosol verfügt, stellt man einen 0,05% Lösung her, indem man eine 0,5g Tablette in 1 Liter Wasser auflöst. Jetzt öffnet man das in vitro Gefäß und nimmt die Pflanzen möglichst schonend heraus. Bei Glasflaschen hat es sich bewährt, mit einem dünnen Meißel den Flaschenboden von Innen abzutrennen und die Pflanzen durch diese große Öffnung zu entnehmen.

Nachdem man die Pflanzen mitsamt dem Nährboden aus dem Gefäß genommen hat, entfernt man vorsichtig den Nährboden. Kleine Nährbodenstücke lassen sich mit handwarmen Wasser (ca. 20°) ganz gut ausspülen. Jetzt versucht man die gereinigten Pflanzen, ohne sie dabei zu verletzen, voneinander zu trennen. Ist das nicht möglich, ist das auch nicht weiter tragisch. Um die Pflanzen am Anfang vor Pilzen, Bakterien usw. zu schützen, sollte man die Sämlinge vor dem Eintopfen 15 Minuten in der 0,05% Chinosollösung baden. Während die Sämlinge in der Desinfektionslösung baden, kann man die Gemeinschaftstöpfe herrichten. Die Töpfe werden etwa zur Hälfte mit dem Jungpflanzensubtrat befüllt und die Sämlinge mit etwas zusätzlichem Substrat dicht aneinander eingetopft. Beim Eintopfen ist darauf zu achten, dass der Wurzelansatz frei liegt. Ein dichtes Einsetzen der Babyorchideen fördert ihr Wachstum und schafft ein gutes Mikroklima.

Jungpflanzen in Gemeinschaftstopf Jungpflanzen in Gemeinschaftstopf
Sämlinge (Phalaenopsis Hybrid) im Gemeinschaftstopf

Die weitere Pflege

Da die Jungpflanzen in der Regel noch keinerlei Speicherorgane (z.B. Bulben, ...) besitzen, dürfen die Pflanzen nie vollständig austrocknen. Für uns hat sich folgendes Vorgehen bewährt: Die Töpfe werden einmal pro Woche mit handwarmen Wasser (ca. 20°) gründlich durchgespült und danach mit einer schwachen Düngelösung gegossen. Die regelmäßig Zuführung von Dünger sorgt dafür, dass die Jungpflanzen rasch und gesund heranwachsen. Nach dem Durchspülen und Düngen wird die Substratoberfläche täglich mit Wasser besprüht, wobei darauf zu achten ist, dass keine Staunässe entsteht. Die Töpfe stellt man an einen möglichst hellen Ort auf, an dem keine direkte Sonne die Pflanzen erreicht. Das folgende Foto zeigt einige unserer Jungpflanzen die bereit sind vereinzelt zu werden.

Sämlinge im Gemeinschaftstopf
Jungpflanzen (Caularthron bicornutum) bereit zum Vereinzeln

Die vereinzelten Pflanzen werden genauso wie die Gemeinschaftstöpfe behandelt und entwickeln sich so zu kräftigen Pflanzen.

Vereinzelte Sämlinge
Vereinzelte Sämlinge (Phalaenopsis Hybrid) nach etwa einem Jahr

Autor: Thomas Ederer