Die Aussaat aus grünen Kapseln
Bei der Aussaat von Samen aus grünen Kapseln nützt man die Tatsache aus, dass die Samen in der Kapsel bereits nach etwa 2/3 der Reifezeit voll entwickelt und frei von Kontaminationen sind (steril). Das letzte Drittel der Reifezeit benötigt die Samenkapsel zum Trocknen und Freisetzen der Samen.
notwendige Geräte und Utensilien
- Gitterrost
- Kochtopf
- Spiritusbrenner
- Handschuhe
- Pinzette
- Skalpell (oder sehr scharfes Messer)
- Küchenherd
notwendiges Verbrauchsmaterial
- Kulturgefäße mit Nährboden
- Küchenrolle
- 70% Ethanol
- Chlorreiniger (DanKlorix)
- verschraubbares Glas (z.B. kleines Marmeladeglas)
- Wattepad
- Spülmittel
Vorteile von grünen Kapseln
Nachteile von grünen Kapseln
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Vorbereiten des Arbeitsplatzes
Bei der hier beschrieben Methode wird der aufsteigende Wasserdampf über dem Kochtopf als steriler Arbeitsbereich genutzt. Sehr wichtig ist, dass in dem Raum jede vermeidbare Zugluft unterbunden wird (Fenster schließen). Wie man die einzelnen Komponenten aufstellt, kann man nur durch Probieren herausfinden. Bei uns (Rechtshänder) hat sich folgende Aufstellordnung als am besten erwiesen. Der Spiritusbrenner steht so nah wie möglich rechts neben dem Kochtopf auf einem Korkuntersetzter (für Kochtöpfe). Rechts neben dem Spiritusbrenner befindet sich das Fläschchen mit 70% Ethanol, in dem alle Instrumente (Pinzette, Impföse) stehen und dort auf ihren Einsatz warten. Unmittelbar links neben dem Topf befindet sich ein in Ethanol getränktes Küchentuch, auf dem die Alukappen abgestellt werden. Weiter links befinden sich die Kulturgläser mit den Nährmedien (auf dem Bild unten nicht zu sehen).
Weitere Arbeitsgänge
Den Kochtopf etwa 3cm mit Wasser füllen und zum Kochen bringen. Die Temperatur der Herdplatte ist so zu wählen, dass das Wasser immer kocht. Sobald das Wasser kocht nimmt man den Deckel von Topf, reinigt den Gitterrost mit einem Stück in 70% Ethanol getränkter Küchenrolle und legt den Rost auf den Topf.
Desinfektion von grünen Samenkapseln
Zu Beginn sollte man die Kapsel gründlich auf eventuell vorhandene Öffnungen untersuchen, da durch diese Löcher Kontaminationen in die Kapsel eindringen können. Weist die Kapsel keine Öffnungen auf, kann man eingetrocknete Blütenblätter und andere tote Teile vorsichtig entfernen.
Als nächstes nimmt man das verschraubbare Glas und spült es gründlich mit Ethanol aus. Der Alkohol wird abgegossen und das Glas zu ca. 3/4 mit einer Chlorlösung gefüllt, die eine Konzentration von etwa 1% Natriumhypochlorit hat. Da DanKlorix eine Konzentration von 2,8% hat, muss man es ungefähr auf das dreifache Volumen verdünnen (1:2). Damit die Flüssigkeit die Samenkapsel problemlos benetzen kann, gibt man einen Tropfen Spülmittel zur Chlorlösung. Jetzt reibt man die Kapsel mit einem mit 70% Ethanol getränktem Wattepad ab und gibt danach die Kapsel in die Chlorlösung. Dabei ist darauf zu achten, dass die Kapsel komplett untergetaucht ist und keine Luftblasen an der Samenkapsel haften.
Aufbringen der Samen
Alle Schritte müssen in Dampfstrom durchgeführt werden. Offene Eprouvetten und deren Verschlüsse (ausgenommen Alufolienkappen) dürfen den Dampfstrom nicht verlassen.
Nachdem die Samenkapsel 15 Minuten im DanKlorix sterilisiert wurde, nimmt man einen Wattepad, tränkt diesen mit 70% Ethanol und legt ihn im Dampfstrom auf dem Gitterrost ab. Jetzt nimmt man das Glas in dem die Samenkapsel sterilisiert wurde, öffnet es im Dampfstrom und legt den Deckel am Küchentisch ab. Während die eine Hand das Glas im Dampfstrom hält, nimmt man mit der anderen Hand die Pinzette, flammt diese ab und entnimmt damit die Samenkapsel. Die Kapsel wird auf dem ethanolgetränkten Wattepad im Dampfstrom abgelegt, das Glas kann man am Küchentisch abstellen. Jetzt schwenkt man die Pinzette kurz im kochenden Wasser und stellt sie zurück in den Ethanol.
Als nächstes flammt man die Pinzette und das Skalpell ab und öffnet damit die Samenkapsel. Danach wird die Pinzette und das Skalpell kurz im kochenden Wasser geschwenkt und zurück in den Ethanol gestellt.
Jetzt nimmt man eine Eprouvette mit Nährmedium und entfernt im Dampfstrom die Alufolienkappe. Die Kappe legt man neben dem Kochtopf auf dem ethanolgetränkten Küchentuch ab.
Als nächstes flammt man die Pinzette ab und entfernt damit den Wattepfropfen, den man am Gitterrost ablegt.
Ist das erledigt, flammt man die Pinzette (oder Impföse wie im Bild) ab und entnimmt damit ein paar Samen aus der Kapsel. Die Samen werden auf direktem Weg in die Eprouvette gebracht und dort auf dem Nährboden verteilt. Danach schwenkt man die Pinzette (oder Impföse) kurz im kochenden Wasser und stellt sie zurück im Ethanol.
Jetzt steckt man den Wattepfropfen in die Eprouvette. Die Pinzette wird danach kurz im kochenden Wasser geschwenkt und zurück in den Ethanol gestellt.
Als nächstes nimmt man die Eprouvette und flammt das Ende des Wattepfropfens kurz ab (die Eprouvette dabei einmal um die eigene Achse drehen).
Ist das erledigt, nimmt man die Alufolienkappe und schiebt diese über den Wattepfropfen. Um die Folienkappe vor Verrutschen zu sicher versehen wir jede Eprouvette mit einem Gummiring der die Alufolie an die Eprouvettenwand drückt.
Einige Tipps
- Das Kulturglas darf vom Öffnen bis zum Schließen des Deckels den Dampfstrahl nicht verlassen
- Die Öffnung des Glases sollte nicht steiler als 45 Grad zum Wasserdampf stehen (nicht aufrecht hinstellen)
- keine schnellen Bewegungen machen während offene Kulturgläser im Dampfstrom liegen
- während dem Arbeiten über Dampf durch die Nase athmen und möglichst nicht sprechen
Aufstellen der Kulturgläser
Die Kulturgefässe sollten möglichst hell und warm (ca. 20 - 25 Grad) stehen. Es ist darauf zu achten, dass die Gläser keiner direkte Sonne ausgesetzt werden, weil dadurch die Temperatur im Inneren zu sehr ansteigt und möglicherweise die Pflanzen vernichtet. Weiters sollte der Ort keinen starke Temperaturschwankungen (z.B. beim Lüften am Fensterbrett im Winter) ausgesetzt sein, weil es dadurch zu Druckänderungen in den Gläsern kommen kann und unter Umständen Luft in das Glas gesaugt wird. Wir stellen unsere Kulturgläser zwischen den Orchideen am Fensterbrett und unter Kunstlicht auf. Als Beleuchtung verwenden wir T5 Leuchtstofflampen mit der Lichtfarbe 865 und zusätzlichem Reflektor. Die T5-Lampen benötigen im Vergleich zu den oft verwendeten T8-Lampen weniger Energie und geben auch weniger Wärme ab.
Autor: Thomas Ederer